Cocktails mit wenig Alkohol liegen im Trend. Aus gutem Grund.
Hinweise wie «Bewusst geniessen» kennen Bar-Connaisseure heutzutage von vielen Flaschen ihrer Spirituosen. Das ist generell zu begrüssen – es gibt keinen Grund, Geschmack mit hochprozentigen Zutaten zu verknüpfen. Im Gegenteil: Je weiter man in der Cocktail-Historie zurückforscht, desto klarer wird, dass Drinks mit weniger Volumenprozent sich früher einer viel grösseren Beliebtheit erfreuten. Keine Überraschung: Je besser die Ingredienzen, desto vielfältiger die Möglichkeiten. Und genau das ist der Trend, den die Bar-Szene in den vergangenen Jahren wieder vermehrt in den Blick genommen hat. Mut zum Experiment und das kreative Ausbrechen aus alten Gewohnheiten sind dafür verantwortlich, dass es so boomt an der Bar.
Einen dezidierten Namen hatten diese Drinks damals hingegen noch nicht. Heute kursieren gleich mehrere, oft nach Land oder Region unterschiedlich. «Low ABV Drinks» ist populär (ABV steht für «Alcohol by Volume» und bezeichnet den Anteil reinen Alkohols in Getränken), in Teilen der USA spricht man von «Supressors». Oder eben vom Shim. Diesen Begriff prägte Dinah Sanders, eine ausgewiesene Expertin für Cocktails mit wenig Alkohol. Shim kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Scheibe oder Keil. In der Tischlerei wird ein Shim eingesetzt, damit die Möbelstücke stabil bleiben und nicht wackeln. Auch der bekannte Bierdeckel unter einem Tischbein ist nichts anderes als ein improvisierter Shim. Sanders gefiel der Vergleich. Mit weniger Alkohol im Drink fängt man selbst nicht so schnell an zu wackeln.
Die geschmackliche Bandbreite von Shims ist gross und durch keine Vorgaben eingeschränkt. Der Kultstatus des Pimm’s belegt exemplarisch den Stellenwert solcher Cocktails. Niedrig drehende Klassiker gibt es viele, Abwandlungen gibt es reichlich. Erstaunlich klar definiert sind hingegen die Parameter, die einen Shim wirklich zu einem Shim machen: Starke Spirituosen können durchaus Verwendung finden – nur ihre Menge ist klar definiert. Nicht mehr als 1,4 cl eines Gins oder Rums gehören hinein. Den Rest regelt die Kreativität. Besonders beliebte Spirituosen für Shims sind zum Beispiel Amari – italienische Kräuterbitter –, Wermut oder Liköre. Im Folgenden haben wir einige beliebte Shim-Rezepte für euch aufgeschrieben.
Melon Fizz
Der Fizz ist beliebt, der Gin Fizz ein absoluter Klassiker. Beim Melon Fizz ersetzen wir den Gin mit einem japanischen Melonon-Likör – dem Midori – und lassen den Zuckersirup einfach weg. Diese benötigte Süsse kommt mit dem Likör von ganz allein. Ein wohlschmeckender Twist eines ikonischen Cocktails. Und wer seit dem Watermelon Man nie wieder Melone und Alkohol zusammen denken möchte – mit anderen Fruchtlikören, zum Beispiel von Karibso, funktioniert der Low-ABV-Fizz genauso gut.
Zutaten:
- 5 cl Midori oder anderer Fruchtlikör, z.B. Karibso
- Saft einer halben Limette
- 10 cl Soda Water
Glas: Highball-Glas
Zubereitung: Likör und Limettensaft auf Eis im Glas mischen und mit Soda Water auffüllen.
Adonis
Dieses Rezept entstand in New York in den 1880er-Jahren. Damals zog das Musical «Adonis» auf dem Broadway zum allerersten Mal wirklich die Massen. Über 500 Vorstellungen wurden gegeben. Der Cocktail überzeugt durch seine Ausgewogenheit zwischen süssem Wermut, trockenem Sherry und Orangenbitter.
Zutaten:
- 4,5 cl trockener Dry-Oloroso-Sherry
- 4,5 cl Carpano Antica Formula (süsser Wermut)
- 2 Spritzer Orangenbitter
Garnitur: Orangenzeste Glas: Cocktail-Glas Zubereitung: Die Zutaten in einem Shaker mixen und in das gekühlte Glas abseihen.
Americano
Ja, ein Americano ist ein Kaffee. Aber nicht ausschliesslich: Ein Getränk gleichen Namens gilt in Italien auch als Cocktail-Klassiker – mit Wermut, Campari und Soda. Das erfrischt und passt wunderbar als Aperitif. Für seine Berühmtheit ist nicht zuletzt James Bond verantwortlich. Im Film «Casino Royale» bestellt er zuerst einen Americano.
Zutaten:
- 3 cl Campari oder Gancia Americano
- 3 cl roter Wermut, z.B. Gancia Vermouth Rosso
- 3 cl Soda Water
Garnitur: Orangenzeste
Glas: Tumbler
Zubereitung: Dieser Drink wird im Glas zubereitet. Zuerst ein paar Eiswürfel hinein, dann der rote Wermut, schliesslich der Campari und das Soda Water. Kurz verrühren und: fertig. Die Orangenzeste wird zunächst über dem Glasrand verrieben, damit die ätherischen Öle ihre volle Wirkung entfalten können. Damit drapiert man sie elegant auf die Eiswürfel. Übrigens: Nimmt man Gin statt Soda Water, ist es ein Negroni – der allerdings alles andere als «Low ABV» ist.
Queen Elizabeth
Mit diesem Cocktail reisen wir nicht nach London in Richtung Buckingham Palace, sondern vielmehr in das US-amerikanische Philadelphia. Dort erfand ein Barkeeper kurz nach der Prohibition diesen Cocktail und gab ihm den Namen seiner Frau. Die Königin belegt wohl seine Liebe zu ihr. Der Queen Elizabeth lässt sich in den unterschiedlichsten Varianten zubereiten – auch mit Gin. Dank der Mischung aus dem Kräuterlikör Bénédictine und trockenem Wermut kann die Wacholder-Note aber auch einfach weggelassen werden. Wir sind ja «low» unterwegs.
Zutaten:- 3 cl trockener Wermut, z.B. Mancino Vermouth Secco
- 2 cl Bénédictine
- 2 cl frischer Limettensaft
Zubereitung: Alle Zutaten landen zusammen mit Eis in einem Shaker. Gut schütteln und in ein gekühltes Cocktail-Glas abseihen.
Kir Royal
Mit nur zwei Zutaten zu grosser Wirkung: Ein toller Champagner und Crème de Cassis sind für einen absoluten Klassiker verantwortlich. Und: Welcher Drink hat schon seine eigene Fernsehserie? Der Aperitif ist auch heute alles andere als angestaubt – tatsächlich ist die Mischung der beiden Ingredienzen ein wunderbares Beispiel für inspirierende Einfachheit.
Zutaten:
- 14 cl Crème de Cassis
- trockener Champagner oder trockener Sekt
Glas: Champagner-Glas
Zubereitung: Der Crème de Cassis kommt in das Champagner-Glas und wird mit Champagner oder Sekt aufgefüllt. Wer den Alkoholgehalt noch weiter drücken will, kann auch alkoholfreien Sekt verwenden. So oder so: Die Zitronenzeste garniert die Kreation mit Style.