Tasting zu Hause: mit diesen Tipps wirst du zum Experten
Ein Tasting kannst du jederzeit bei dir zu Hause machen. Spirituosen zu degustieren ist keine Raketenwissenschaft und du musst kein Experte sein. Es ist jedoch mehr als nur «probieren». Wir erklären dir, wie du richtig verkostest und worauf du bei einem Tasting achten solltest. So sensibilisierst du deine Sinne und wirst dein Wissen über Spirituosen erweitern.
Vorbereitung
Das Glas spielt eine entscheidende Rolle. Durch die Nase kann ein Mensch viel mehr wahrnehmen, als durch den Gaumen. Deshalb ist darauf zu achten, dass die Düfte nicht verfliegen. Ein Degustations- oder Nosing-Glas ist am besten geeignet für das Tasting. Durch die spezielle, bauchige Form lassen sich Whiskey, Cognac, Gin und Co. besser mit der Nase erschnuppern. Geschmacksnoten und Aromen können sich in dem Hohlraum auffächern und dringen nur langsam nach draussen.
Die Temperatur ist bei der Verkostung ebenfalls wichtig. Je kühler die Spirituose ist, desto weniger riechen und schmecken wir. Das bezieht sich auf positive sowie auch negative Eigenschaften der Spirituose. Bei Raumtemperatur kannst du somit mehr Aromen und zusätzliche Nuancen wahrnehmen oder allfällige Fehler erkennen.
Degustation mit 3 Sinnen
Sehen - optische Betrachtung
Halte das Glas gegen das Licht und nimm die Farbe war. Die Farbe kann Rückschlüsse auf die Lagerung und das Alter erlauben. Viele Spirituosen werden jedoch auch nachgefärbt mit Zuckercouleur, lass dich also nicht täuschen. Auch bei klaren Spirituosen gibt es Unterschiede und es kann eine leichte Trübung auftreten.
Schwenke den Inhalt im Glas langsam und beurteile die Viskosität. Sind die sogenannten «Tränen», die das Destillat am Glasrand hinterlässt eher dünnflüssig oder ölig? Bilden sich Tropfen, viele oder wenige, kleine oder grosse? Eine eher ölige Viskosität kann auf eine höhere Dichte von Aromen hindeuten.
Riechen - olfaktorische Betrachtung
Führe das Glas vorsichtig an die Nase. Sobald du erste Noten wahrnimmst, stoppst du und überlegst, an was dich der Duft erinnert. Du kannst dafür auch die Augen schliessen. Führe anschliessend das Glas schrittweise noch näher an die Nase und versuche zu beurteilen, welche neuen Nuancen dazukommen. Oft ist es auch so, dass du mit den beiden Nasenlöchern unterschiedliche Noten wahrnimmst. Halte das Glas deshalb mal auf die rechte, mal auf die linke Seite. Stecke deine Nase nicht zu tief ins Glas, höchstens bis zum Glasrand. Ansonsten werden die alkoholischen Dämpfe deine Wahrnehmung trüben. Wenn du das Glas schwenkst, lasse den Inhalt kurz ruhen, bevor du daran schnupperst. So können die ersten beissenden Noten entweichen.
Schmecken - gustatorische Betrachtung
Nippe behutsam am Glas und lasse einen ersten kleinen Schluck in den Gaumen fliessen, am besten auf die Mitte der Zunge. Schlucke nicht gleich sondern behalte das Destillat einen Moment im Gaumen, du kannst es auch ein wenig hin und her bewegen, damit es sich auf der ganzen Zunge verteilt und du möglichst viele Aromen wahrnehmen kannst. Wie ist das Mundgefühl, weich, seidig, cremig, filigran oder eher brennend, scharf, kratzig? Beurteile anschliessend auch den Abgang. Was für Aromen nimmst du da wahr? Bleiben diese noch lange im Gaumen?
Weitere Tipps
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Reihenfolge: Achte beim Tasting auf die Reihenfolge. Beginne immer mit den leichteren, weicheren Exemplaren.
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Zeit: Spirituosen benötigen Zeit um sich entfalten zu können. Degustiere auch nach 10-15 Minuten nochmals. Allenfalls nimmst du den Inhalt dann anders wahr.
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Neutralisieren: Trinke zwischendurch Wasser um deinen Gaumen zu neutralisieren. Die Nase kannst du neutralisieren, indem du an Kaffeebohnen riechst. Degustiere nicht mehr als 5-6 Spirituosen. Die Wahrnehmung lässt nach.
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Whisky mit Wasser: Whisky, insbesondere Single Malts mit hohem Alkoholgehalt, können mit wenigen Tropfen von stillem Wasser leicht verdünnt werden. Dadurch können sich die Aromen nochmals anders entfalten und verteilen. Ab 43% Vol. empfiehlt sich die Zugabe von einigen Tropfen Wasser.
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Mit Filler degustieren: Viele Spirituosen finden Anwendung in Longdrink und Cocktails. Ein Gin kann pur getrunken werden, oft wird er jedoch in einem Gin Tonic zubereitet. Nebst der puren Verkostung empfiehlt sich auch, die Spirituosen mit dem entsprechenden Filler zu probieren. Ein Gin kann in einem Gin Tonic nochmals weitere Nuancen entwickeln und anders wahrgenommen werden.
Eigene Tasting Notes
Beim Degustieren gibt es kein richtig oder falsch. Lasse dich deshalb nicht von Tasting Notes beeinflussen und versuche selbst herauszufinden, was du riechst und schmeckst. Anschliessend kannst du natürlich auch die Tasting Notes der Produkte lesen. Wenn dir die Worte fehlen zur Beschreibung, kannst du ein Blick auf entsprechende Aromaräder werfen.
Hier findest du zwei Beispiele, die du als PDF downloaden kannst:
Whisky:
Gin: