Welche Cocktailgläser brauche ich für meine Bar?
Form und Funktion
Viele ikonische Cocktails erkennt man schon an ihren assoziierten Gläsern. Ob Martini, Cosmopolitan oder auch Piña Colada – nicht nur durch unzählige Hollywood-Filme hat jeder heute eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie bestimmte Drinks auszusehen haben. Allerdings kann diese Auswahl viele, die dabei sind eine Bar einzurichten, (vollkommen zurecht) überfordern. Wo ist der Stauraum für all die verschiedenen Gläser und brauche ich sie überhaupt?
Viel wichtiger als eine allumfassende Gläser-Kollektion ist das Wissen um die Grundeigenschaften der einzelnen Typen. Ein Gin Tonic kann statt im Highball-Glas durchaus auch im Tumbler serviert werden. Das Gleiche gilt für den Moscow Mule, der in schicken Bars gerne in handgeklöppelten Kupferbechern mit Henkel kommt. Ist zwar schön und teuer, muss man aber nicht unbedingt haben. Wichtiger sind indes die Füllmengen der einzelnen Gläsersorten und prinzipielle Eigenschaften wie Wanddicke, Griff, aber natürlich auch Ästhetik.
Gläser sind für den gepflegten Drink nämlich das, was feine Teller und Besteck für die gehobene Küche sind. Sie sind mehr als nur blankes Gefäß, sondern Teil der Präsentation und definieren mit, wie ein Drink zu sich genommen wird. Man könnte sagen: Das Glas beeinflusst die Experience und Haptik eines Drinks. Ein Sektglas lässt sich nicht so mit der vollen Hand greifen wie ein Tumbler und gibt durch die verengte Öffnung anders Aromen und weniger Kohlensäure ab. Andersherum sollte man nicht versuchen Filler-betonte Longdrinks oder gar Caipirinhas in Coupette-Gläsern herzustellen. Aber das versteht sich eigentlich von selbst. Auch in den besten Profibars gilt bezüglich Glasauswahl: Less is more. Umso übersichtlicher ein Sortiment, desto mehr Ordnung, Hygiene und Effizienz herrschen an der Bar. Dafür ist auch wichtig, dass bei der Auswahl zuallererst auf Robustheit gesetzt wird. Die Gläser sollten spülmaschinenfest sein, nicht zu leicht brechen und im Idealfall stapelbar sein. Die Cocktailwelt der Gegenwart hat aber auch gezeigt, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. In exklusiven Bars werden heute feinste Kreationen in Blechdosen, Espressotassen, Gurkengläsern oder gar Blumentöpfen serviert. Diese neue Freiheit gilt für alle Bartender. Einige Basics sollte man dennoch parat haben. Hier findet ihr eine Übersicht der wichtigsten Gläser, die ihr für eure Cocktailbar braucht.
Tumbler
Einen Tumbler definiert, dass er flach aufliegt und den Schwerpunkt im Glasfuß hat. Im Vergleich zum Longdrink-Glas ist er in der Regel kürzer und breiter. Den Klassiker gibt es heute in vielen Größen und Varianten. Vor allem soll er aber für stabilen Stand sorgen, wenn ein Drink mit viel Eis serviert wird. Eine gute Balance macht einen guten Tumbler aus. Die kleineren nennt man auch Single Old Fashioned, die größeren entsprechend Double Old Fashioned. Der Name verrät, dass der Old Fashioned prädestiniert für den Tumbler ist. Aber auch Negroni, Gin Basil Smash, Rusty Nail, wie Spirituosen pur oder auf Eis (Rum, Whiskey, Gin etc.) fühlen sich im Tumbler zu Hause.
Longdrink-Glas
Das Longdrink-Glas ist auch als Highball-Glas bekannt und kommt bei den meisten – Nomen est Omen – Longdrinks und Highballs zum Einsatz. Es ist das wahrscheinlich am häufigsten benutzte Glas in Bars auf der ganzen Welt. Zuallererst sollte es nicht zu klein ausfallen. 30 cl sollte das Glas mindestens fassen, um ausreichend Platz für Eis zur Verfügung zu stellen, und natürlich sollte es gut in der Hand liegen. Das Longdrink-Glas ist ideal für Gin Tonic, Vodka Lemon, Tequila Sunrise, zahlreiche andere Longdrink-Kreationen und natürlich für Limonaden, Eistee und Softdrinks.
Coupette
Die Coupette oder das Coupette-Glas ist auch als Cocktailschale bekannt und ist eine der Glas-Ikonen schlechthin. Ein vielseitiger Evergreen, der vor allem für Cocktails ohne Eis im Gästeglas zur Geltung kommt. Aber auch als Champagnerschale eignet sich die Coupette perfekt, wie auch für populäre Drinks wie den Martini, den Cosmopolitan und erfrischende Margaritas. Man sagt zudem, dass der Martini viel älter sei als sein vermeintlich dazugehöriges V-förmiges Glas. Sprich, die ersten originalen Martinis wurden ohnehin in Cocktailschalen serviert. Wer also einen Satz schicker Coupettes zur Hand hat, fährt bereits auf der sehr sicheren Seite.
Nosing-Glas
Das Nosing-Glas ist ursprünglich für Spirituosen-Verkostungen gedacht. Durch die spezielle, bauchige Form lassen sich Whiskey, Cognac und Co. besser mit der Nase erschnuppern. Geschmacksnoten und Aromen können sich in dem Hohlraum auffächern und dringen nur langsam nach draußen. Darüberhinaus eignet sich das Glas ausgezeichnet für alle Spielarten von Sours. Aber auch kräftige Craft-Biere können mit diesen Gläsern wunderbar verkostet werden.
Sektglas
Das Sektglas ist für Champagner, Prosecco und alle anderen Schaumweine die erste Wahl. Aber auch Champagner-Cocktails, Bellini und Kir Royal kommen in die schlanken Flöte, die extra dafür designt wurde, möglichst konstant und wenig Kohlensäure abzugeben und die floralen Champagner-Aromen länger im Glaskorpus zu halten. Beliebt sind die Stielgläser heute auch bei Bierverkostungen. Außerdem eignen sie sich für Cocktails wie Old Cuban und Bronx. Und da irgendwann immer auf einen Geburtstag oder aufs Neujahr angestoßen wird, sollten ausreichend Champagner-Gläser so oder so in keinem Haushalt und keiner Bar fehlen.
Weinglas
Das Weinglas eignet sich nicht nur für die adäquate Präsentation von Wein, sondern kann auch für Sommerklassiker wie Spritz und Weißweinschorlen genutzt werden. Freunde der spanischen Copa de Balon trinken ihren Gin Tonic ebenfalls gerne mal aus einem Rotweinglas. Denn die Copa de Balon erschlägt mit ihrer immensen Füllmenge untrainierte Trinker dann doch oft heftiger als ein heißer Sommerabend erlaubt. Da scheint das Weinglas die dezentere, fast zeitgemäßere Alternative. Gerade bei Weingläsern (wie bei Sektgläsern natürlich auch) sollte auf Bruchfestigkeit und hochwertiges Glas geachtet werden.
Martini-Glas
Kaum eine Glas-Silhouette ist so ikonographisch und stellvertretend für Bar und Cocktails wie die des V-förmigen Martini-Glas (auch Cocktail-Spitz genannt). Der gleichnamige Gin-Klassiker ist eng mit dem Martini-Glas verbunden. Aber auch Gimlet, Manhattan, Cosmopolitan, Brandy Alexander und Pisco Sour werden darin serviert. Wie oben bereits beschreiben, lassen sich diese Cocktails auch hervorragend in einer Coupette servieren. Bartender klagen nämlich darüber, dass Martini-Gläser schlecht zu stapeln und reinigen sind. Gäste ärgern sich unterdessen darüber, dass man den wertvollen Inhalt von Martini-Gläsern häufiger und einfacher verschüttet als in Coupette-Gläsern. Stilvoll sind Martini-Gläser aber allemal. Und für gutes Aussehen nimmt man bekanntlich gerne mal was in Kauf.
Hurricane-Glas
Das Hurricane-Glas heißt deshalb Hurricane-Glas, weil seine Form an den Glaskorpus sogenannter Hurricane Lamps erinnert: windfeste, tragbare Petroleumlampen aus dem 19. Jahrhundert, die angeblich auch im Wirbelsturm nicht ausgingen. Das Hurricane-Glas ist das präferierte Glas für karibische Cocktails wie Coladas und Batidas. Sieht man so ein Glas, denkt man unweigerlich an Acapulco mit eiskalter Piña Colada in der Hand. Und das obwohl der Ursprung des Glases in New Orleans liegen soll. Heute ist der Formfaktor ein wenig aus der Mode gekommen – für Fans des gepflegten Tiki ist das Glas aber weiterhin nicht wegzudenken. Ein weiterer „Vorteil“: Hurricane-Gläser sind im Schnitt die größten Cocktail-Gläser mit bis zu 70 cl Fassungsvermögen.